Siedlungsentwicklung in den Quilombos (Projektbeschreibung)

Dokumentarfilm - Teil 1

Dokumentarfilm - Teil 2

Dokumentarfilm - Teil 3

Dokumentarfilm - Teil 4

Ihre Vorfahren kamen unter dem Zwang der Sklaverei. Einigen von ihnen gelang die Flucht in unwegsames Gelände, wo sie Siedlungen – sogenannte quilombos – gründeten. In ihnen bewahrten die Bewohner, gemeinhin als quilombolas bezeichnet, sie auf einzigartige Weise ihre Techniken der Bewirtschaftung, ihre kulturellen, sozialen und spirituellen Traditionen.

Die Nachfahren dieser geflüchteten Sklaven wollten in ihrer zweiten Heimat bleiben. Doch ein in den 80er Jahren errichteter Weltraumbahnhof der nationalen Luftfahrtbehörde vertrieb viele der Nachfahren der quilombolas in künstliche agrovilas oder die urbanen Zentren der Region.

Im täglichen Kampf um das ökonomische, kulturelle und spirituelle Überleben sind es in Alcântara, Maranhão, im Nordosten Brasiliens auch und vor allem die Frauen, die unermüdlich für die Verbesserung der Lebensbedingungen und die Bewahrungen der Traditionen streiten. Im Rahmen des Projekts zur Erforschung der Situation von Frauen in den Siedlungen, die von früheren Sklaven gegründet wurden, wurde ein knapp 40-minütiger Dokumentarfilm gedreht. Er liefert einen Einblick in das soziokulturelle wie politische Leben der Bewohner, die auch noch Jahrhunderten der Sklaverei um ihre Rechte kämpfen.

Wenn Sie etwas über das Leben in Alcântara erfahren möchten, dann begleiten Sie die Frauen am besten bei ihren alltäglichen Aufgaben. Sie müssen Ihnen zuhören, wenn Sie vom Leben in den Dörfern erzählen oder von der Arbeit auf den Feldern. In diesem Film kommen die Frauen selbst zu Wort. Film wie Projekt untersuchten im Jahre 2005 die kulturelle und ökonomische Situation der Bewohner in den abgelegenen Dörfern Maranhãos. Gleichberechtigt neben der wissenschaftlichen Analyse im Rahmen des Forschungsprojekts nutzt der Film die spezifischen Möglichkeiten des Mediums: die Frauen selbst zu Wort kommen zu lassen, sie zu den Hauptdarstellerinnen ihrer eigenen Geschichte zu machen.

Geschichte der quilombos …

Von den 15 Millionen verschleppten afrikanischen Frauen und Männern wurden etwa 40 % in Brasilien zur Arbeit gezwungen. Viele der Verschleppten starben an den Strapazen der Arbeit oder ungewohnten Krankheiten. Doch überall, wo es Sklaverei gab, existierten auch Widerstand und Flucht. In Brasilien flohen zahlreiche Sklaven in unwegsame Gebiete, um vor der Verfolgung durch ihre Unterdrücker sicher zu sein. Sie gründeten Siedlungen, sogenannte quilombos. In ihnen fanden sie inmitten eines fremden Landes eine neue soziale, kulturelle, spirituelle und ökonomische Heimat fanden, indem sie die Traditionen aus ihrer alten afrikanischen Heimat bewahrten und modifizierten.

Tausende dieser Siedlungen waren und sind von der Sklavenzeit, über das Kolonialreich bis in die heutige Republik Brasilien im ganzen Land zunächst die Heimat abertausender Sklaven und später von deren Nachfahren geworden. In Brasilien existieren heute noch 1.098 Siedlungen, die auf Gründungen durch entflohene Sklaven zurückgehen.

Ethnische Besonderheiten

Die Gemeinden der quilombolas in Acântara haben allerdings eine Besonderheit. Sie sind sogenannte territórios étnicos, Gebiete, in denen Nachfahren von Sklaven, von indianischen Ureinwohnern und Europäern leben. Diese Entwicklung ist mit der Geschichte Maranhãos verknüpft. Die Region erlebte ihre ökonomische Blütezeit im 18. und dem beginnenden 19. Jahrhundert. Als das ökonomische System zusammenbrach und die Großgrundbesitzer die Landgüter verließen, blieben auch die einfachen Landarbeiter europäischer Herkunft zurück. Allen waren einige Merkmale gemeinsam: sie produzierten autonom, pflegten ihre einzigartigen Kultur, ihre Dialekte, Produktionstechniken und mehr. Die Bewirtschaftung des Landes erfolgte kollektiv.

Im Jahre 1980 erklärte die Regierung des Bundesstaats Maranhão ein Gebiet von 52.000 Hektar zum militärischen Sperrgebiet. Auf dem Gelände errichtete die nationale Raumfahrtbehörde einen Weltraumbahnhof. 1991 wurde dieses Gebiet noch einmal um 10.000 Hektar erweitert, so dass es insgesamt circa 55% des Gesamtgebiets von Alcântara ausmachte.

Die traditionellen Siedlungen wurden umgesiedelt in sogenannte agrovilas. Keines dieser agrovilas erfüllt aufgrund der schlechten Bodenqualität auch nur minimale Anforderungen an eine landwirtschaftliche Nutzung. Technische Unterstützung und Zugang zu Gewässern, in denen Fischfang möglich wäre, sind gleichermaßen in den ausgewiesenen Siedlungsgebieten nicht verfügbar. Selbst der Zugang zu den Friedhöfen ihrer Vorfahren ist vielen Familien durch die militärischen Sperrgebiete verwehrt.

Aktivitäten

Durch Gründung verschiedener Organisationen sind es in Alcântara vor allem die Frauen, die sich für eine Verbesserung der Lebensbedingungen engagieren. Im Mittelpunkt stehen dabei die Schaffung eines Zugangs zu den parlamentarischen Vertretungen ebenso wie der Bau besserer Straßen, die Einrichtung von Gesundheitsstationen oder Bildungs- und Umweltprojekten, um nur einige der Aktivitäten zu nennen.

Darüber hinaus sind die Frauen auch die Organisatorinnen des familiären Lebens. Sie leisten Arbeit in der Landwirtschaft und spielen eine wichtige Rolle bei der Weitergabe von kulturellen Traditionen, sei es bei der Kenntnis der Nutzung von Heilpflanzen oder anderem traditionellem Wissen.

Im Kampf um die Landrechte in den Gemeinden stellen die Frauen der Region zur überwiegenden Zahl die Gemeindevertreterinnen, die die von MABE ( Movimento dos Atingidos pela Base Espacial de Alcântara) und MOMTRA(Movimento das Mulheres Trabalhadoras Rurais de Alcântara) organisierten Treffen bestimmen.

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